«Wie Wölfe Lämmer lieben». Warum der sogenannte ‹pädagogische Eros› sich nicht auf Platon berufen kann
DOI:
https://doi.org/10.24445/conexus.2023.06.003Abstract
Der Begriff eines ‹pädagogischen Eros› hat unter Pädagogen wechselnde Konjunktur. Kritiker wie Befürworter der letzten hundert Jahre verstehen diesen ‹Eros› in der prägnantesten Form als mann-männliches Erziehungskonstrukt auf der Basis eines vertraulichen, emotional involvierten Umgangs zwischen einem Lehrer und seinen adoleszenten Schülern, der auch sexuell grenzwertigen und übergriffigen Körperkontakt nicht ausschliesst. Kritiker wie Befürworter berufen sich für dieses Konstrukt auf Platon, und zwar hauptsächlich auf sein Symposion. Den Kritikern zufolge habe Platon die παιδεραστία seiner Tage auf eine Weise sublimiert, die keine Abgrenzung zu sexuellem Missbrauch garantiert und Mädchen und Frauen vom philosophischen Erziehungsprozess ausschliesst. Dagegen wird in diesem Beitrag auf der Grundlage des Symposions und des Phaidros und unter Hinzunahme weiterer platonischer und nichtplatonischer Texte nachgewiesen, dass Platon die überlieferte παιδεραστία als missbräuchlich und schädlich erkannte und ablehnte, jeden sexuellen Umgang mit Jungen sowie Mädchen verbot und in pädagogisch-philosophischer Hinsicht nicht zwischen Männern und Frauen unterschied. Der sogenannte ‹pädagogische Eros› kann sich daher nicht auf Platon berufen.
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