Literarische Krankheitserzählungen zwischen Fiktion und Realität
DOI:
https://doi.org/10.24445/conexus.2020.03.009Abstract
Krankheit ist nicht nur ein beliebtes Thema der Literatur, Krankheit ermöglicht Literatur, provoziert Narration. Konfrontiert mit ganz unterschiedlichen Krankheiten –Knochentuberkulose, AIDS, Alzheimer – suchen Schriftsteller wie Max Blecher (1909-1938), Hervé Guibert (1955-1991) und Olivia Rosenthal (*1965) nach Erzählformen, welche die verschiedenen Krankheitserfahrungen zum Ausdruck bringen können. Die oft radikalen Veränderungen der Wahrnehmung von Realität, der Beziehung zu sich und der Umwelt, des Verhältnisses von Körper und Geist, Erinnern und Vergessen, lösen tiefgreifende Sinnkrisen und verstörende Entgrenzungserlebnisse aus: Die Unterscheidungen von Wirklichkeit und Traum, von Wahrheit und Imagination, von individuellem und kollektivem Gedächtnis lösen sich auf und rufen – an der Schwelle von Sinn und Absurdität – physische, psychische, ethische aber auch kreativ-ästhetische Reaktionen hervor. In Konkurrenz zum medizinischen Expertendiskurs antworten Schriftsteller auf die Grenzphänomene, indem sie die Kategorien von (Auto-)Fiktion und (Auto-)Biographie, von Roman und Dokumentation, Prosa und Poesie im Medium der literarischen Narration unterlaufen und Strategien entwickeln, um die Wissensformen über Krankheit zu erweitern und die Deutungshoheit über «das Normale und das Pathologische» (Georges Canguilhem) infrage zu stellen.
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